Vom Müssen zum Lieben und wie ich zum Bhakti Yoga gekommen bin

Kennst du das auch? Egal, was Du den Tag über machst, es beginnt immer mit „Ich muss….“?. Selbst Dinge, die Dir Freude bereiten, sind nur noch ein Punkt auf Deiner to Do Liste und sind eher eine zusätzliche Belastung, als ein Grund zur Freude?

Ich muss Yoga machen, um beweglich zu bleiben, ich muss Sport treiben, um fit zu bleiben und eine gute Figur zu haben, ich muss meditieren, um geistig klar zu sein, ich muss diesen Freund treffen, damit er nicht böse auf mich ist, ich muss zur Arbeit, um Geld zu verdienen usw.

Ich war schon immer unzufrieden mit mir. Ich war nie genug. Nicht schön genug, nicht schlau genug, nicht ordentlich genug, nicht wohlhabend genug, nicht gebildet genug und neuerdings nicht spirituell genug. Und ich glaubte, wenn ich nur ausreichend hart an mir arbeite und nur genug mache, dann werde ich irgendwann gut genug sein. Aber was bedeutet überhaupt gut genug?

Mein volles Potenzial entfalten, noch früher aufstehen, noch mehr praktizieren, noch mehr Coaching, noch mehr Selbstverbesserungsseminare, die mir nur noch mehr To Dos bringen, als Erleichterung.

Es macht mich traurig zu erkennen, dass ich keine Lust mehr habe auf die Dinge, die mir einmal Freude bereitet haben, weil sie zu einem Muss geworden sind. Ich habe meine Lebensfreude verloren. Und ich finde mich wieder in einer Leere, in der mir klar wird, dass ich vor lauter Müssen und Selbstoptimierung gar nicht mehr weiß, was ich wirklich will.

Einfach mal zufrieden sein und das machen, was mir Spaß macht? Unvorstellbar! Erst muss ich…… damit ich.... und dann….. Aber dieses Dann kommt nie. Und wenn es doch kommt, bleibt es nur kurz, denn mein Ego findet schnell den nächsten Fehler, den ich beseitigen muss.

Kann ich da aussteigen?

Das „Ich muss...“ in meinem Kopf ist sehr laut. Und wenn ich mich frage, was ich möchte, bleibt es still, bis das nächste „Ich muss…“ kommt. Aber mit Geduld und Ruhe glaube ich ganz fest daran, dass ich das „Ich möchte…“ aus meinem Herzen irgendwann hören kann und dass es mit der Zeit deutlicher wird.

Ich möchte mein Leben lieben! Ich möchte zufrieden sein mit der Welt und mit mir. Ich möchte die Energie, die ich bisher in meine übertriebene Selbstoptimierung gesteckt habe, in Dinge investieren die mir und anderen Freude bereiten.

Ich möchte Yoga üben, weil es mir gut tut und nicht, um jemandem etwas zu beweisen. Ich möchte Sport treiben, weil ich Bewegung an der frischen Luft liebe und nicht, weil glaube, dass ich eine Figur, wie ein Soldat haben muss, um geliebt zu werden.

Ich möchte meditieren, weil mir die Ruhe gut tut und ich mit meinem Herzen und mit Gott in Kontakt komme und nicht, damit ich im Alltag belastbarer bin. Ich möchte Beziehungen leben, in die ich aus Liebe investiere, statt sie als Belastung zu empfinden.

Und ich möchte Spiritualität in meinem Leben zelebrieren, weil ich fühle, dass es mich als Seele nährt und weil es meine Bestimmung ist und nicht, um zu irgendeiner Institution dazu zu gehören.

39 Jahre lang bin ich durch mein Leben gesaust und konnte mit mir selber nicht Schritt halten. Immer auf der Jagt danach, endlich gut genug zu sein. Selbst das Yoga habe ich ab einem gewissen Punkt für diesen Zweck missbraucht.

Das heißt nicht, dass alles schlecht war und dass ich nie Spaß hatte oder mich nie glücklich gefühlt hätte. Gewiss nicht. Ich bin sehr dankbar für meinen Weg und alles, was mir begegnet ist. Leider fühlte ich mich permanent getrieben und konnte die meisten Dinge nicht in vollem Umfang genießen.

Deshalb halte ich jetzt an, sage Stopp, schaue, wo ich eigentlich hin renne und gehe dann langsam weiter.“

 

Diesen Text schrieb ich im März 2022 nach einem Gespräch mit meinem Freund Dennis, der mich mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück holte nachdem ich mich mal wieder gehörig verrannt hatte.

Ich war verzweifelt, weil ich das Gefühl hatte, in meinem Leben und mit allem, was ich tue, fest zu stecken und nicht weiter zu kommen. Ich machte immer mehr. Immer verrücktere Asanas, noch ausgefeiltere Meditationen, mehr lesen, mehr lernen, mehr Sport, mehr Arbeit, mehr, mehr mehr. Aber nichts machte mich glücklicher oder zufriedener. Ich blieb immer die selbe. Es gab einfach keine Transformation mehr und egal, was ich tat, es brachte nicht das gewünschte Ergebnis. Ich konnte einfach nicht mehr…

Und nun fiel mir endlich auf, dass „mehr“ vielleicht nicht die Lösung ist, sondern die Lösung in „weniger“ und vielleicht in einem „anders machen“ steckt. Da ich das „anders“ noch nicht kannte, begann ich erst einmal mit dem „weniger“ und machte nichts mehr.

Ich meldete mich zwei Wochen lang krank und legte mich ins Bett. Ich war auch echt erschöpft. Und ich nahm mir vor, solange nichts zu tun, bis von Innen ein Impuls kommt. Natürlich rechnete ich damit, dass irgendwann ein Impuls zu meinen gewohnten Aktivitäten kommen würde, wie Lust auf Bewegung, Meditation oder Musik zu machen. Aber nichts dergleichen.

Meine einzige Aktivität bestand darin zum Bio-Laden zu gehen, mir Essen zu kochen, spazieren zu gehen und ab und zu etwas zu lesen. Nach 2 Wochen ging ich wieder arbeiten, machte aber außerhalb meiner Kurse weiterhin nichts. Bis an einem sonnigen Nachmittag etwas sehr überraschendes passierte:

Wie ein Blitz schoss ein Gedanke in meinen Kopf: Gibt es hier in der Nähe einen Hare Krishna Tempel? Und noch bevor ich mich darüber wundern konnte, hatte ich den Laptop auf dem Schoß und gab meine Frage an Google weiter.

Was dann geschah ist Geschichte. Ich begann regelmäßig Tempel zu besuchen, meldete mich zu einem Kurs an, traf meinen spirituellen Lehrer und mein Leben kam wieder ins Rollen. Ich öffnete mich für eine mit völlig neue Dimension des Yoga, die mir bisher verborgen bzw. sogar unheimlich war. Aber Gott sei Dank! Öffnete ich mich und Themen von denen ich dachte, dass ich sie niemals lösen könnte, lösten sich von selbst in Luft auf und innerhalb von 2 Jahren machte ich eine unerwartete Entwicklung.

Aber auch hier wurde ich auf die Probe gestellt und habe mich erst mal wieder in Disziplin verloren, bis mein Lehrer den alles verändernden Satz zu mir sagte:

Es geht nicht um Leistung, es geht nur um Liebe.“

Und endlich hat es Klick gemacht. Es geht nicht darum irgendwas zu schaffen oder zu können. Es geht nur um Liebe. Alle Yogapraktiken erfüllen nur diesen Zweck. Uns in einen Zustand zu bringen, in dem wir mehr lieben können und das, was wir tun, aus Liebe tun.

Ich verändere mich und mein Leben tut es auch. Aber nicht dadurch, dass ich mehr tue, sondern weil ich öfter mal inne halte, nach Innen schaue, atme und den Mut finde, die Kontrolle abzugeben und mich dem Leben und der Liebe anzuvertrauen. Transformation geschieht nicht wegen mir, sondern durch mich, wenn ich mich dafür öffne.

Trotz aller Erkenntnisse habe ich bis heute immer wieder Momente, in denen ich alles anzweifle und alles hinwerfen will. Aber ich erinnere mich an die Worte meines Lehrers Sacinandana Swami: „Wie ein Kind niemals von der Seite seiner Eltern weicht, so verlasse nie die Seite von Gott. Er liebt Dich. Vertraue Dich ihm an.“

Dafür bin ich sehr dankbar und wünsche uns allen dass wir vertrauen können, wenn es am dunkelsten ist, dass wir uns Zeit nehmen, wenn wir glauben keine zu haben, dass wir langsam gehen, wenn wir es eilig haben und in Beziehungen mehr investieren, als in Dinge. Nicht planlos rennen, sondern bewusst tanzen.

Gopali Devi Dasi Daniela Reich, November 2024

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